Alte Meister helfen jungen Schraubern

Helmut Weber, Fachmann für historische Automobile, ist begeistert von der Idee, interessierte junge Oldtimerfans mit Senioren der Szene bundesweit zusammenzubringen, um in Werkstätten gemeinsam alte Fahrzeuge zu restaurieren: „Wer weiß denn heute noch, wie man einen Vergaser oder eine Zündung einstellt“, sagt der 75-jährige Oldtimer-Experte. „Es wäre schade, wenn unser Wissen irgendwann verloren ginge.“ Gemeinsam mit dem Deuvet, dem Bundesverband für Oldtimer und Youngtimer, startet die Klassikwelt Bodensee deswegen die Initiative „Senioren sind Mentoren“. Helmut Weber ist mit dabei, wenn sich vom 5. bis 7. Mai 2023 auf dem Messegelände in Friedrichshafen weitere Meister seines Fachs bereit erklären, ihre Kenntnisse an die nächste Generation weiterzugeben.

Der Oldtimerliebhaber aus Emmingen-Liptingen kommt ursprünglich aus der Medizintechnik und hat über 20 Patente angemeldet. Nachdem er mit 65 Jahren seine Firma mit 25 Mitarbeitern verkauft hatte, widmete er sich seiner großen Leidenschaft: historischen Autos und deren Restaurierung. Dafür baute er eine Halle in Emmingen und betreibt dort zusammen mit Oldtimer-Experte Klaus-Dieter Hein die Firma Weber Historische Automobile, Handel, Reparatur und Service GmbH.

Dass Helmut Weber mit an Bord ist, freut Klassikwelt Bodensee-Projektleiter Roland Bosch sehr: „Helmut gilt als einer der erfahrensten Oldtimer-Spezialisten in der Region. Er ist bestens vernetzt und wir setzen darauf, dass mit ihm viele weitere Experten unserem Aufruf folgen werden: Alte Meister, die etwas können.“

Wissen weitergeben an die nächste Generation

Wenn junge Leute einen Oldtimer geerbt haben oder kaufen wollen, fehlt ihnen oft das notwendige Know-how der guten alten Technik. Und eine Oldtimer-Werkstatt, in der man die alte Technologie jenseits digitaler Diagnosegeräte noch beherrscht, können sich viele nicht leisten. Mit der neuen Initiative „Senioren sind Mentoren“ soll ein Stamm von erfahrenen Experten gegründet werden, die sich regelmäßig alle paar Wochen in diversen Werkstätten treffen, um jungen Technikfans die Grundlagen der Reparatur und Wartung, sprich die alte Technik der Fahrzeuge, zu vermitteln. „Wir wollen unser Wissen weitergeben, denn das ist riesengroß“, sagt Helmut Weber. „Viele der jungen haben heute ja nicht einmal mehr gelernt, ein Fahrrad zu flicken. Wie sollen sie da wissen, wie ein Vergaser funktioniert?“

Angesprochen sind junge Leute von 18 bis etwa 25 Jahren, die im Besitz eines Führerscheins sind.  „Keine halben Schulklassen, sondern ein bis drei Leute“, sagt Helmut Weber: „Eine technische Begeisterung sollte im besten Fall vorhanden sein.“ In einer ersten Stufe soll beratschlagt werden, ob sich der Erhalt ihres Fahrzeugs überhaupt lohnt. „Wenn ja, dann kommt der Aufwand, den sie nicht scheuen dürfen“, betont der Fachmann. „Wichtig ist, dass sie eine ‚Beziehung‘ zu ihrem Auto aufbauen. Denn dann geht es an die Grundlagen. Etwa, wie man einen Unterbrecher einstellt oder die Kompression überprüft.“

Begeisterung für alte Autos wächst bei der jüngeren Bevölkerung

Die Aktion „Senioren sind Mentoren“ sieht Helmut Weber als Hilfe zur Selbsthilfe. „Wir vermitteln unser Wissen und die Grundlagen. In aller Ruhe, vielleicht zwei oder drei Gruppen im Jahr. Wir sind ja schließlich in Rente“, lacht der gebürtige Franke und ergänzt: „Was gar nicht läuft ist, dass man uns das Auto in die Werkstatt stellt und meint, die Senioren werden sich schon darum kümmern.“ Generell stellt der 75-Jährige aber erfreut fest, dass über den Boom mit alten Traktoren und Youngtimern die Begeisterung für historische Fahrzeuge bei den jungen Leuten zunimmt: „Das hat ja auch was mit Nachhaltigkeit zu tun“, sagt Helmut Weber: „Wer einen Oldtimer oder Youngtimer erhält, braucht schon mal kein Neufahrzeug.“

Interessierte ‚Alte Meister‘ laden die Messemacher zur offiziellen Infoveranstaltung im Rahmen der Messe ein. Treffpunkt ist am Deuvet-Stand in Halle A5.