06.06.2024

Die ganze Welt der Klassiker an einem Platz: Oldtimer-Szene trifft sich wieder am Bodensee

Pressekonferenz der Klassikwelt Bodensee einen Tag vor Messestart – „Mythos BMW“ eine von zahlreichen exklusiven Sonderschauen – Thema Nachwuchs in Kfz-Betrieben

„Entschleunigung, keine elektronischen Helfer, das Fahren mit allen Sinnen“, so beschreibt Jan Hennen, der Vizepräsident der Kommunikation vom Deuvet (Bundesverband Oldtimer – Youngtimer e.V.), seine Leidenschaft für Oldtimer. Alle Sinne spricht auch die Klassikwelt Bodensee vom 7. bis 9. Juni wieder an, wenn sich historische Gefährte jeglicher Art „zu Land, zu Wasser und in der Luft“ auf dem Messegelände in Friedrichshafen präsentieren und für abwechslungsreiche Tage sorgen. „Oldtimer-Messen sind weiterhin die erste Anlaufstelle für diejenigen, die die Technik ihres Traum-Oldtimers vor dem Kauf ‚in Natura‘ inspizieren wollen. Sie sind ein Event für Nostalgie-Liebhaber und ein Treffpunkt der Community“, ist sich Projektleiter Roland Bosch sicher. Wie es der Branche in Zeiten von alternativen Antriebsformen geht, wie es um den Nachwuchs bestellt ist und welche Youngtimer das Potenzial zum Klassiker haben, waren unter anderem die Themen der diesjährigen Pressekonferenz, einen Tag vor Messebeginn im privaten BMW Museum in Gerbertshaus.

Über 800 Teilnehmende, elf voll belegte Hallen plus Freigelände und ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm stehen in den Startlöchern für die diesjährige Jubiläumsausgabe der 15. Messe für klassische Mobilität. „Wir sind breit aufgestellt“, freut sich Roland Bosch auf die kommende Veranstaltung. „Es ist für alle Altersklassen etwas dabei. Neben der beliebten Airshow und dem Vintage-Demo-Racing mit knapp 300 angemeldeten Rennmotorrädern und Rennfahrzeugen, gibt es außerdem den Teilemarkt, zahlreiche Sonderschauen, die ADAC Oldtimer-Parkarena mit kostenlosen Stellplätzen und jede Menge historische Gefährte bei uns zu bewundern ­– von Booten, über Flugzeugklassiker, zu Retrobikes bis hin zu Oldtimern und Youngtimern.“ Vor allem das Thema Youngtimer gewinne zunehmend an Bedeutung – auch bei der jüngeren Generation. So wird Motorjournalist Alf Cremers während der Veranstaltungstage einige Youngtimer in Halle B3 präsentieren und erklären, welche Modelle das Zeug zum Klassiker haben. Auch die Sonderschau „Mythos BMW“ zeigt exklusive Exponate wie zum Beispiel die Isetta oder den BMW E3 der „Wunderbar Collection“. „BMW ist Familientradition“, sagt Michael Höss, Inhaber des privaten BMW Museum in Gerbertshaus. „Von Kindheit an saß ich in den Automobilen des bayrischen Konzerns. Der Slogan ‚Freude am Fahren“ war und ist noch immer Programm. BMW war über Jahrzehnte ein kleines, aufstrebendes Unternehmen im Schatten der großen Automobilkonzerne mit modernen und sportlichen Fahrzeugen“, erklärt er seine Leidenschaft für die Marke mit dem blau-weißen Propeller-Logo. Mit einer Sonderschau in Halle A3 will die Klassikwelt Bodensee den „Mythos BMW“ in diesem Jahr entsprechend würdigen. Getragen wird die Ausstellung von Clubmitgliedern und ihren zwei- und vierrädrigen Gefährten und Motoren. „Wir unterstützen die BMW-Clubs und haben auch verschiedene Fahrzeuge auf der Sonderfläche eingeplant“, so Michael Höss weiter.

Der Oldtimer-Nachwuchs steht bereit

Bevor ein Auto den Status ‚Klassiker‘ überhaupt erhält, muss es erst mal 30 Jahre alt sein. Dann kann es das so genannte H-Kennzeichen erlangen. Als nächstes ist der Auto-Jahrgang 1994 reif für die historische Zulassung und bringt einige Neuzugänge auf den Markt. „Es gibt gerade eine Konsolidierung der überhitzten Preise. Mehr Menschen kaufen Oldtimer zum Fahren, weniger als Investment“, sagt Jan Hennen zur derzeitigen Entwicklung des Oldtimer-Markts. Hinzu kommt: „Je mehr Elektronik in den Autos verbaut ist, umso eher sind die Fahrzeuge nicht mehr wirtschaftlich zu erhalten. Mittelfristig wird der Nachschub versiegen, aber die Menschen werden die Youngtimer länger fahren.“ Im Vortragsprogramm auf der Deuvet-Bühne in Halle A4 werden während der Veranstaltungstage unter anderem auch Fragen zu Themen wie „Was ist Original, was ist Nachbau…?“ beantwortet. Am Stand des ADAC in Halle B2 kann man sich darüber hinaus rund um das Thema alternative Kraftstoffe informieren. Im Freigelände vor der Halle B2 präsentiert ein Pannenhelfer seinen VW Passat Typ 32B, der regelmäßig bei Oldtimer-Rallyes zum Einsatz kommt. Das Fahrzeug wurde auf den neuen synthetischen Kraftstoff HVO (paraffinischer Diesel aus hydrierten Pflanzenölen) umgestellt. Bezüglich Oldtimer-Nachwuchs ist sich Jan Hennen sicher, dass auch die Jüngeren weiter Lust auf alte Autos haben. „Es gibt mehr Fans als man glaubt“, sagt er. „Das Fazit der Tuning World Bodensee mit fast 110.000 Besuchern zeigt das Potential. Hier werden viele den Weg zur historischen Mobilität finden.“

Den Weg zur historischen und zur aktuellen Mobilität haben auch Anna und Moritz Ludescher gefunden, die im elterlichen Kfz-Betrieb mitarbeiten. „Momentan fällt mir die Reparatur von neuen Autos noch leichter, da ich an ihnen gelernt habe “, berichtet Anna Ludescher auf der Pressekonferenz in Gerbertshaus. „Ich möchte an den alten Autos aber noch viel lernen und Erfahrungswerte sammeln. Man kann hier Vieles mit sehr viel weniger Aufwand machen. Außerdem benötigt man das Wissen der alten Autos bei den neuen Modellen.“ Im Gegensatz zu ihrem Bruder hat Anna Ludescher ein bisschen länger gebraucht, bis sie wusste, dass sie einmal in der Werkstatt ihrer Eltern mitarbeiten möchte. „Moritz hat schon im Kindergarten gesagt, dass er einmal Autos reparieren will“, erzählt sie. Inzwischen ist die gelernte Kfz-Mechatronikerin aber mit Leidenschaft dabei und ist der Überzeugung, dass Frauen sich öfter mal mehr zutrauen sollten. „Viele Arbeiten können Frauen genauso gut machen wie Männer, manchmal vielleicht sogar ein bisschen besser. Man darf halt keine Angst davor haben, sich die Hände schmutzig zu machen.“ Auch wenn der Beruf immer noch Männerdominiert ist, ist Kfz-Mechatroniker/in einer der beliebtesten Ausbildungsberufe im Handwerk. Allerdings: „Die Betriebe müssen versuchen, mehr aufmerksam auf sich zu machen“, betont Anna Ludescher. „Die Zeiten, in denen sich ein zukünftiger Lehrling auf die Suche nach einem passenden Betrieb für sich gemacht hat, sind vorbei. Jetzt müssen die Betriebe auf die Lehrlinge zugehen.“

Beim „Schrauber-Talk“ am Stand des ADAC haben Interessierte die Gelegenheit sich auszutauschen. Außerdem gibt es hier Tipps von einer erfahrenen Kfz-Mechanikerin, die in ihrer Freizeit Schrauber-Kurse für Frauen anbietet.